Verwicklung

Vor einigen Wochen besuchte Ötska ein bezäuntes und benetztes Etablissement in der Nähe von Sayn oder nicht Sayn. Eine nicht enden wollende Liebe schwirrt im Bauch der moralisch recht früh festgelegten und bestimmten Welt. Die Liste zum abhacken war stets in der Tasche – sicher ist sicher. Eine herumtreibende Suche nach Sicherheit, Fehlern oder Erlebnisse ist in diesen Zeiten wohl eine unzumutbare Zeitverschwendung.

Mit unterschriebenem Festvertrag und kostenlos beigegebenen Scheuklappen bringen wir eine Einstellung zum Ausdruck die uns wohl besser einfängt, wie ein Netz im Meer zur Müllbeseitigung. Vielleicht verpassen wir etwas besseres oder verlieren, weil wir das, was wir haben, nicht wertschätzen und dadurch vernachlässigen. Ob wir konsum-liebhabenden Gestalten dort auch eine Zurück-Garantie erwarten können? Vielleicht sollten wir uns zunächst die Erfahrungsberichte von anderen durchlesen anstatt uns selbst ein Bild zu machen. Clever mitgedacht. Der Markt sondiert sich ja ebenfalls, wieso sollte ich jetzt etwas investieren, wenn ich dadurch das Risiko erfahre möglicherweise etwas zu verpassen?

In der bedürfnis-erweckenden Welt der Wischerei erfindet man eine erfüllende Befriedung der nicht gedeckten Bedürfnisse. Der Gedanke, sich zunächst selbst zu überprüfen und nicht ablichten zu lassen nimmt einem doch nicht die Freiheit. Ist man nicht eigentlich frei, wenn man nicht wählen muss? Einfach so sein wie man ist. Kein verstellen, kein kontrollieren, keine Masken und keine Bestätigung fordern. Wir können uns nicht selbst lieben, deshalb müssen es eben andere tun.

Was können wir uns denn nun von diesen Viechern abgucken? Natürlich ist die Sicht der Verwandlung einer Raupe zu einem Schmetterling in der Antike oder im Christentum mit einer anderen Bedeutung belastet – dennoch muss der Interpretationsradius gar nicht so groß sein. Das Leben dieser Tiere ist von der Natur bestimmt. Jegliche Deutungen und Herangehensweise sind Darstellungen die wir in eine Verwandlung von „Hässlich“ zu „Schön“ interpretieren möchten – trotz es ja eigentlich immer noch das selbe Tier ist. Auch wir legen Gewohnheiten ab (Entpuppen) und begegnen vielleicht neue Menschen, Einflüsse und Richtungen in unserem Leben, die uns vielleicht anders erscheinen lassen. Dennoch belasten und erfreuen uns Erfahrungen aus Kindheitstagen, die für andere vielleicht ganz anders aussehen oder keine Bedeutung haben.

In der verzerrten Betrachtung der Wirklichkeit decken wir mit einer Transformierung (heranwachsen) die angelernten Täuschungen auf. Doch sind wir wirklich bereit dazu? Wieso etwas verändern, wenn es gut läuft. Das lösen aus der Vertrautheit wagen nur sehr wenige – doch irgendwann wird die Wand brechen und wir verhalten uns so, dass wir lernen Zeit entfaltet zu verschwenden – oder vielleicht nicht?

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