Tagebucheintrag vom 18. März 2015:
Hallo liebes Tagebuch. Nach einem gefühlten Monat melde ich mich in halbgarer Frische wieder zurück. Die letzten Tage wurde ich mal wieder von meiner Arbeit befreit. Der inoffizielle Grund war eine kleine Depression. Danke Herr Dr. M. Schausen – jedenfalls hatte ich heute die Chance meine Großeltern mal wieder zu besuchen.
Mit dem leicht überfüllten Zug ging es dann auf den langen Weg zu meiner Oma. Früher war es nur ein Katzensprung, heute brauche ich 3 Stunden. Aber es lohnt sich jedes Mal. Diesmal sind meine Arme bedeckt, meine Haare sind schwarz und zusammengebunden und ich trage das Gleiche wie bei den Treffen davor.
Mein Opa erzählte diesmal, wie er meine Oma kennengelernt hat. Beide wohnen nun schon seit fast 80 Jahren in der gleichen Straße und haben sich so eben kennengelernt. Seit dem ging es natürlich drunter und drüber. Es gab eine Menge schlechter und guter Zeiten. Sie haben 4 Kinder groß gezogen, mein Opa war Tag und Nacht arbeiten, sie sind mittlerweile Urgroßeltern und wohnen immer noch in der gleichen Straße – im Mutterhaus meiner Oma.
Irgendwann fiel der Satz: „Tja Emily, man liebt eben nur einmal.“ Und da ist wirklich etwas dran. Mit der ersten richtigen Liebe, lernt man natürlich sehr viele Dinge kennen. Vor allem Vertrauen, Ehrlichkeit und Treue. Diese Dinge, kann man nicht nochmal für eine Person gleichermaßen aufbringen. Finde ich. Man vergleicht gewisse Dinge. Man denkt immer wieder daran. Verändert sich nach dieser Zeit vielleicht total um zu sehen, was man wirklich sein möchte. Oder, wer man eigentlich ist. Oder, um sich von sich selbst zu trennen. Die Emily die ich war. – Daher lehne ich alles ab und kann mich nicht mehr verlieben. Ich mag einfach das Kantige, die Unebenheiten und das Böse im Guten. Und ja, vielleicht liebe ich mehr als ich lieben möchte. Aber wir Leben nun mal in dieser Welt und müssen es akzeptieren. Wie es ist und bleibt.
(…)
Eine Sache habe ich noch vergessen! Du weißt ja gar nicht wieso ich wirklich krank geschrieben bin. In der letzten Nacht hatte Lilly wieder ihre 5 Minuten. Meine Arme sind leicht zerkratzt, sie hat mir auch auf die Nase gehauen und sie ging mit mir wieder eine Ihrer Vorahnungen im Traum durch. Eigentlich dachte ich, dass ich die Steuerung mittlerweile kenne, aber letzte Nacht war es komisch.
Ich muss zugeben, dass ich dir fremdgehe und meine schlimmsten Träume in einer anderes Buch aufschreibe. Mein Traum von letzter Nacht stimmt mit Bildern und Texte, die ich vor genaue einem Jahr gemalt habe ziemlich überein. Es scheint so, als möchte mir jemand etwas sagen. Sie will mich wieder vor etwas warnen oder ringt mit Emily in mir. Vielleicht lebt Lilly auch zu einer anderen Zeit als Emily? Vielleicht war es auch einfach nur Zufall oder die Gedanken wegen den Gesprächen mit Oma und Opa.
Jetzt geht’s ins Bett. Wir lesen am Wochenende wieder voneinander.
BB / X